Systeme und Methoden

Integrative Medizin und komplementärmedizinische Systeme & Methoden

Unter integrativer Medizin versteht man eine patienten-zentrierte medizinische Versorgung, bei der aufgrund von Evidenz und Erfahrung alle angemessenen präventiven und therapeutischen Methoden einschliesslich komplementärer Therapien eingesetzt werden. In der Schweiz gibt es eine Vielzahl von komplementärmedizinischen Richtungen und Methoden, von denen die vier hauptsächlich von Ärzten praktizierten Richtungen im Gesundheitssystem offiziell anerkannt sind: Traditionelle chinesische Medizin, Anthroposophische Medizin, Homöopathie und Phytotherapie. Ärztlicherseits werden dafür eine konventionelle Facharzt-Weiterbildung sowie der Erwerb eines komplementärmedizinischen Fähigkeitsausweises zur Abrechnung via KVG vorausgesetzt. Im Folgenden sollen diejenigen komplementärmedizinischen Richtungen kurz vorgestellt werden, die von Kinderärzten in der Schweiz am häufigsten praktiziert bzw. empfohlen werden (Huber et al. Swiss paediatrician survey on complementary medicine. Swiss Med Wkly 2019).

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Phytotherapie

Die Phytotherapie umfasst die Behandlung mit Pflanzen oder Pflanzenbestandteilen, welche die Aromaöltherapie mit einschliesst. Sie ist eine über Jahrhunderte entstandene Erfahrungsmedizin und die Grenze zu Hausmitteln ist oft fliessend. Inzwischen liefern pharmakologische und klinische Studien die nötige wissenschaftliche Grundlage der modernen Phytotherapie. Arzneipflanzen stellen Vielstoffgemische dar. Dadurch haben pflanzliche Arzneimittel oft ein breites Wirkungsspektrum mit synergistischen Effekten der verschiedenen Inhaltsstoffe. Phytopharmaka können aber auch Nebenwirkungen und sogar toxisches Potenzial haben, die bei der Anwendung beachtet werden müssen. Bei guter bis sehr guter Verträglichkeit und grosser therapeutischer Breite ist das Nebenwirkungsspektrum pflanzlicher Arzneimittel in der Regel jedoch deutlich geringer als bei der Therapie mit chemisch-synthetisch hergestellten Medikamenten. Hierdurch entsteht ein sehr gutes Nutzen-Risiko-Verhältnis. Niedrige Dosierungen reichen oft aus. Es gibt zudem kinderfreundliche Applikationsformen (Sirup, Bäder, Salben, etc.), was für die Compliance hilfreich sein kann. In der Schweiz kann man mittels Magistralrezepturen individuelle Rezepturen für Patienten herstellen lassen. Auf der Homepage der SMGP findet sich eine Zusammenstellung der Kinderdosierungen zugelassener pflanzlicher Arzneimittel.

Schweizerische Medizinische Gesellschaft für Phytotherapie (SMGP) https://www.smgp.ch Unter diesem Link findet sich auch eine Zusammenstellung der Kinderdosierungen zugelassener Arzneimittel

Homöopathie

Die Homöopathie ist eine Heilmethode, die vom deutschen Arzt Samuel Hahnemann Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelt wurde. Ihre wichtigsten Kennzeichen sind die gezielte Arzneimittelwahl mit Hilfe der Ähnlichkeitsregel, die sich nach den individuellen Krankheitszeichen und Persönlichkeitsmerkmalen des Patienten richtet, und die Behandlung mit potenzierten Arzneien entsprechend ihrer Prüfung in den Arzneimittelprüfungen an Gesunden. Nach ausführlicher Anamnese und Untersuchung wird unter Einbezug des Patienten ein individueller Behandlungsplan festgelegt. Der Fähigkeitsausweis Homöopathie wird vom SVHA verwaltet und ist vom Schweizerischen Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung anerkannt. Er dient der Patientensicherheit und Qualitätskontrolle.

Schweizerischer Verein homöopathischer Ärzte und Ärztinnen (SVHA) https://www.svha.ch

Akupunktur/Akupressur/traditionelle chinesische Medizin (TCM)

Der Begriff «traditionelle chinesische Medizin (TCM)» ist eine Wortschöpfung der neueren Zeit und bezieht sich auf ein eigenständiges Konzept, das durch viele Gelehrte in China über einen Zeitraum von mehr als 2000 Jahren entwickelt worden ist. Die TCM hat aufgrund ihrer theoretischen Grundlagen eine eigenständige Diagnostik und Therapie entwickelt. Damit kann sie krankhafte Systemabweichungen, die sich als Disharmonie der Organ-Funktionskreise präsentieren, erkennen und in ein physiologisches Gleichgewicht zurückführen. Dies geschieht im Wesentlichen über die nachfolgend aufgeführten Heilverfahren, die durch das einheitliche Denkmodell miteinander in Beziehung stehen.

1. Beratung in der Lebensführung
2. Ernährungslehre
3. Arzneimitteltherapie
4. Akupunktur, Moxibustion
5. Qi Gong, Tai Ji, Tuina

Die Akupunktur hat sich im Westen als hauptsächlich verwendete Methode der TCM etabliert. Akupunktur ist die gezielte therapeutische Beeinflussung von Körperfunktionen über spezifische Punkte der Körperoberfläche auf Grundlage einer TCM-Diagnose. Sie wird in den verschiedensten Fachgebieten der Medizin in Prävention, Therapie und Rehabilitation bei funktionellen, psychosomatischen und organischen Erkrankungen und bei Schmerzzuständen eingesetzt.
Die Arzneitherapie ist im asiatischen Raum das am häufigsten angewandte Therapieverfahren der TCM. Sie eignet sich zur Behandlung sowohl akuter wie auch chronischer Krankheiten. Die Arzneitherapie kann mit der Akupunktur und der Diätetik kombiniert werden.
Die Diätetik (Ernährungstherapie) der traditionellen chinesischen Medizin untersucht die Beziehung von Lebensmitteln zur Gesundheit und setzt Lebensmittel zur Gesundheitserhaltung und zur Behandlung von Krankheiten ein. Auf der Basis einer TCM-Grunddiagnose werden die Nahrungsmittel in synergistischer Weise entweder allein oder zur Unterstützung anderer TCM Therapieverfahren eingesetzt.
Qi Gong und Tai Ji als Bewegungstherapien und Tuina, wörtlich übersetzt «schieben und ziehen», ähnlich einer Kombination aus der westlichen Massage und der Manual Therapie, gehören zu den fünf Säulen der Chinesischen Medizin.

Assoziation Schweizer Ärztegesellschaften für Akupunktur und chinesische Medizin (ASA) https://akupunktur-tcm.ch

Schweizerische Ärztegesellschaft für Akupunktur, Chinesische Medizin und Aurikulomedizin (Ohrakupunktur) (SACAM) www.sacam.ch

Anthroposophische Medizin

Die anthroposophische Medizin wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Dr. phil. Rudolf Steiner und der Ärztin Dr. med. Ita Wegman entwickelt. Sie basiert auf den naturwissenschaftlichen Grundlagen der konventionellen Medizin und erweitert diese durch das ganzheitliche anthroposophische Menschenverständnis. So werden neben der naturwissenschaftlichen Perspektive auch die weiteren Ebenen des Lebendigen, des Seelischen und des Geistig-Individuellen in die Betrachtung mit einbezogen. Das anthroposophisch erweiterte Therapiespektrum umfasst unter anderem anthroposophische, bei der Swissmedic zugelassene Arzneimittel, äussere Anwendungen und Kunst- und Bewegungstherapien. Weil die Behandlungen vielfach einen salutogenetischen Ansatz verfolgen, also auf gesundheitserhaltende bzw. gesundheitswiederherstellende Prozesse abzielen, stehen besonders die Selbstregulation des Organismus und die Selbstheilungskräfte des individuellen Patienten im Fokus der Therapien.

Vereinigung anthroposophisch orientierter Ärzte in der Schweiz (VAOAS) https://vaoas.ch/

Medizinische Sektion am Goetheanum https://medsektion-goetheanum.org

Medizinische Hypnose

Die klinische (oder medizinische) Hypnose wird in vielen Kulturen für Heilzwecke eingesetzt und wurde vor allem durch die Entwicklungen des amerikanischen Psychiaters Milton H. Erickson erweitert. Sie geht weit über Entspannungstechniken und Suggestionsverfahren hinaus. Es werden verschiedene Ebenen der Informationsverarbeitung genutzt, wobei unwillkürlich patienteneigene Ressourcen aktiviert werden. Dadurch, dass der Patient eigene Lösungen kreiert, ist sie tiefgreifend und nachhaltig.

Schweizerische Ärztegesellschaft für Hypnose (SMSH) https://www.smsh.ch

SGesellschaft für klinische Hypnose Schweiz https://www.hypnos.ch

Osteopathie

Die Osteopathie beschäftigt sich mit den Strukturen des Körpers und den davon abhängigen Bewegungen. Ihr Schwerpunkt liegt auf der wechselseitigen Abhängigkeit zwischen dieser Beziehung und der Fähigkeit des Körpers, sich selbst zu heilen. Die Osteopathie umfasst alle Diagnoseverfahren und therapeutischen Handgriffe, die einer Verbesserung der physiologischen Funktionen und einer Wiederherstellung der Homöostase in den verschiedenen Teilen des Körpers dienen, die von somatischen Beschwerden betroffen sein können. Die Osteopathie wendet einen manuellen Ansatz zur Behandlung von Funktionsstörungen oder somatischen Beschwerden an, wobei das Studium der Symptome und des Krankheitsbildes ebenso wie die eigene Einschätzung der bzw. des Behandelnden auf ganzheitliche Weise miteinander verbunden werden.

Schweizerischer Verband der Osteopathen https://www.fso-svo.ch/de_CH/

Craniosacral-Therapie

Die craniosacrale Behandlungsform wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Dr. William Garner Sutherland auf der Basis der Osteopathie (Knochenheilkunde) zur «Cranialen Osteopathie» weiterentwickelt. Der Name Craniosacral-Therapie wurde in den 70er Jahren desselben Jahrhunderts erstmals vom amerikanischen Forscher und Osteopathen Dr. John E. Upledger. Die beiden Pole Schädel und Kreuzbein bilden, im Verständnis dieser Therapieform, mit den Gehirn- und den Rückenmarkshäuten eine Einheit, in welcher die Gehirnflüssigkeit (Liquor) rhythmisch pulsiert. Dieser Rhythmus (von Dr. Sutherland als „Lebensatem“ bezeichnet und von Franklyn Sills weiterentwickelt) überträgt sich auf den gesamten Körper und beeinflusst die Entwicklung und Funktionsfähigkeit des ganzen Menschen. Veränderungen in diesem System geben die nötigen Hinweise für die therapeutische, ganzheitliche Arbeit mit den betroffenen anatomischen und energetischen Strukturen.
Schweizerische Gesellschaft für Craniosacral Therapie https://www.craniosuisse.ch/

Schweizerische Gesellschaft für Craniosacral-Therapie https://www.craniosuisse.ch/

Ayurveda

Die ayurvedische Medizin beschreibt drei grundlegende Prinzipien in der Natur und im Menschen und teilt alle Funktionen des menschlichen Körpers und Geistes einem dieser Bereiche zu. Gleichgewicht zwischen diesen Prinzipien wird als grundlegend für die Gesundheit angesehen. Prävention steht an erster Stelle. Erst wenn diese versagt hat kommt die Behandlung von Krankheiten. In der ayurvedischen Konsultation stellt der Arzt / die Ärztin zuerst das aktuelle Gleichgewicht der Funktionen sowie dessen Störungen im Körper des Patienten fest, wobei hier neben der Befragung des Patienten sowie den üblichen körperlichen Untersuchungen die traditionelle Pulsdiagnose eine bedeutende Rolle spielt. Auch die Lebensgewohnheiten des Patienten werden erfasst. Zur Behandlung stehen folgende Methoden zur Verfügung:

  • Beratung bezüglich Ernährung und Tagesroutine. Diese stellt die Basis für jede ayurvedische Behandlung dar, da nach ayurvedischer Auffassung Fehler in diesen Bereichen ganz wesentlich für Störungen im Stoffwechselgleichgewicht verantwortlich sind.
  • Anwendung von Präparaten pflanzlichen, mineralischen sowie tierischen Ursprungs. Im Ayurveda werden sowohl Einzelsubstanzen als auch Komplexmittel verwendet.
  • Yoga und Meditation.
  • Panchakarma. Dies ist ein ausgefeiltes System von äusseren manuellen Anwendungen und inneren Reinigungsverfahren und stellt nach der ayurvedischen Lehre das wirkungsvollste Behandlungssystem zur Normalisierung gestörter Stoffwechselvorgänge dar.

Schweizerische Ärztegesellschaft für Ayurveda (SAA) http://www.ayurveda-aerztegesellschaft.ch/

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